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Abitur

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Nein...noch sind wir bzw. ist Felix nicht so weit, dass er sein Abitur macht. Aber wenn alles weiterhin so gut läuft ist es in zwei Jahren so weit und da jetzt nach den Osterferien die Wahl der Leistungskurse ansteht, wird mir das mehr und mehr bewusst, dass Felix so langsam aber sicher auf seinen Abschluss zusteuern wird. Er sieht das noch recht lässig und inzwischen wage ich ja schon gar keinen Blick mehr in seine Unterlagen werfen. Ich muss begreifen...er hat seine Lernmethode. Ich hatte "damals" vor 30 Jahren meine ganz eigene...durchaus sehr andere. DIE richtige Lernmethode wird es eh nicht geben, das muss jeder selbst für sich herausfinden.
Hinzu kommt der Wandel in den Schulen wie Wissen vermittelt wird und vor allem, was mich insbesondere bei Deutscharbeiten immer wieder erfreut: Der Wandel wie Wissen bewertet wird.
Bei uns stand vor mehr als 30 Jahren unter einer Deutscharbeit die eine Analyse eines Gedichtes oder eine Interpretation eines Textes zum Inhalt hatte meist nur die Note. Manchmal hatte der Lehrer sich noch die Mühe gemacht und fünf, sechs Sätze hinzugeschrieben "Einleitung ist gut gelungen, dann findest du jedoch nicht so recht den Ansatz zur Interpretation..." so etwas in der Art. Und ich (als eher mittelmäßige Schülerin) hatte oft den Eindruck ungerecht bewertet worden zu sein, weil allein die Note mit diesen paar Sätzen die Bewertung der Arbeit mit den Mitschülern nicht vergleichbar machte...zumindest nicht für mich.

Heute gibt es dazu regelrechte Bewertungsbögen mit Vorgaben wie

"Der Schüler...
- formuliert eine aufgabenbezogene Einleitung
- ordnet die Szene korrekt ein
- fasst inhaltliche Aussagen der Szene zusammen"

usw.. Das macht die Bewertung doch gleich viel transparenter UND, was ja noch viel, viel besser ist es macht deutlich WO die Defizite liegen, wo ich als Schüler was besser machen kann. Habe ich z.B. nur 2 von möglichen 6 Punkten bei der Formulierung der aufgabenbezogenen Einleitung bekommen, weiß ich doch bei der nächsten Klausur genau, was ich mir besser ansehen muss!

Nun gut...so weit meine Einleitung zum eigentlichen Blogbeitrag. Denn das Team von Blogg dein Buch hat mir ein Rezensionsexemplar aus der Reihe "Königs Abi-Trainer" das Buch "Abitur NRW 2016 Prüfungstraining - Deutsch Leistungskurs" zukommen lassen. Auch wenn Felix erst 2017 Abitur machen und NIEMALS Deutsch als Leistungskurs wählen wird, fand ich es für mich doch sehr interessant in ein solches "Lernbuch" mal hineinzuschauen. Was wird heutzutage von den Schülern gefordert, wie können sie sich darauf vorbereiten? Wird das Lernen im Zentralabitur vielleicht einfacher, weil ja alle Schulen den gleichen Stoff vermitteln "müssen". Kann man sich vielleicht sogar im Unterricht auf die faule Haut legen, die eigenen Notizen während des Unterrichts schludern lassen (so wie Felix es in meinen Augen macht?) und erst kurz vor dem Abitur mit Hilfe des Buches das nötige Wissen aneignen? Ihr merkt...es würde mich ungemein beruhigen, wenn dieses Buch einem zu einer guten Abiturnote verhelfen könnte. Dann könnte ich nämlich meinen Kindern zu gegebener Zeit diese Bücher in die Hand geben, mit dem Hinweis "durchackern bitte" und hoffen, dass das Gelesene und Bearbeitete ihnen zusammen mit dem Erlernten aus der Schule zu einem guten Abschluss verhilft. Schauen wir uns das Buch also mal genauer an:



- alle Schwerpunktthemen in einem Band
- Wissen, Verknüpfungsaspekte und Abiturübungsaufgaben mit Lösungen
- für Gymnasien und Gesamtschule

Alles, was Sie für Klausur und Abitur im Gymnasium oder in der Gesamtschule benötigen, finden sie in diesem Band.

So steht es auf dem Einband. Aufgebaut ist das Buch in zwei Teile:

Teil I befasst sich mit der Vermittlung des Grundlagenwissens, Teil II liefert Abiturübungsaufgaben mit Hinweisen (Schreibplänen), Tipps und Lösungen.

Besonders letzteren Teil...die Tipps und Lösungen zu Abiturprüfungen finde ich durchaus sehr interessant, denn auch hier wird wie oben bereits beschrieben ein "Bewertungsbogen" zugrundegelegt. Man bekommt also einen guten Eindruck, was vom Schüler gefordert wird.


Im ersten Teil werden inhaltliche Unterrichtsaspekte und methodisches Wissen durch kurze Erläuterungen zusammengefasst wiederholt. Die Schwerpunktthemen sind:

- Epochenumbrüche 18./19. Jh. (Schiller, Kabale und Liebe) bzw. 19./20. Jh. (Kafka, Der Prozess und Roth, Hiob) Neue Sachlichkeit: Romanauszüge /Erzähltexte von Kästner, Falada, Fleißer und Keun.
- Lyrik der Romantik, des Expressionismus und der jüngsten Gegenwart
- Reflexion über Sprache: Spracherwerb und Sprachentwicklung; Sprachkritik, Sprachskepsis, Sprachnot

Weiterhin werden Verknüpfungsaspekte wie Individuation, Sozialisation, Genderaspekt etc. behandelt.


Nun, das klingt alles schon sehr wissenschaftlich und mir ist in diesem Zusammenhang ein Bericht von letztens präsent in dem eine Schülerin anklagte. "Ich kann perfekt ein Gedicht analysieren, weiß jedoch nicht welche Versicherung ich benötige, wenn ich von zu Hause ausziehe!" Aber das ist ein anderes Thema...
Was ich jedoch ein wenig in Frage stelle, schafft es dieses Buch den Schülern das Wissen auch "schmackhaft" zu machen? Okay, Deutsch war auch bei mir damals nicht meine allererste Wahl, in diesem Punkt komme ich mit Felix überein...beide mögen wir eher das Logische, das ist irgendwie greifbarer.

Schauen wir also wirklich mal in das Buch hinein und lesen uns zunächst ins Vorwort hinein:

"Universitäre Forschung hat das natürliche Bestreben, sich zu erweitern, schulische Bildung hingegen ist oft zum Gegenteil aufgefordert. Ihr soll der Spagat gelingen, Fähigkeit und Wissen des Einzelnen zu erweitern, in dem sie das sich vermehrende und differenzierte Wissen wieder reduziert auf kleine handhabbare Module. Das ist ohne Reduktionen, Vergröberungen und Auslassungen nicht möglich und gilt besonders für solch zugespitzte Situationen wie Prüfungen. Da unsere Merkfähigkeit sich am ehesten durch bildhafte Gedankenverbindungen steigert, wird auch in diesem Bändchen versucht, das Disperate und Vielfältige der Wissensgegenstände in möglichst griffigen und anschaulichen Erinnerungsmodellen und Schemata bildhaft miteinander zu vernetzen."

Okay...äh...alles klar!? Ich denke, spätestens jetzt würde nahezu jeder 17jährige Schüler (denn, jaaa unsere Kinder sind 17 wenn sie Abitur machen!!!) dieses Buch zuklappen und in die Ecke legen, vorausgesetzt er hat nicht bereits seit seinem 12. Lebensjahr den Wunsch Germanistik zu studieren. Und ich gebe es zu...ich musste den Satz dreimal lesen bis ich verstanden habe, was der Autor damit aussagen will.
Klar kann ich in einem wissenschaftlichen Lehrbuch nicht einfach schreiben: "Hey du, du hast eine Menge Stoff zu lernen und alles wirst du leider auch in der Abiprüfung nicht anwenden können, also lass' uns alles möglichst kompakt in Bildern zusammenpacken und pauken!" Aber ein bisschen weniger trocken und interessanter könnte man solche Formulierungen doch wohl rüberbringen?

Ein wenig störend empfinde ich es auch, dass im Vorwort davon die Rede ist, dass das Buch dreigeteilt ist, das Inhaltsverzeichnis aber eine ganz klare Gliederung in zwei Teile aufweist, bei denen der erste Teil zwiegliedrig ist. In einer Klausur würde da am Rande vermutlich "formaler Fehler" stehen;-).

Aber gut...wäre ich Schüler und müsste ich mich mit dem Stoff des Deutschunterrichts der vergangenen 1,5 Jahre auseinander setzen. Dazu würde ich also meine Unterrichtsmitschriften (die hoffentlich alle vollständig sind!) durchackern und mit Hilfe des Buches Nichtverstandenes ergänzen bzw. aufarbeiten. Und dafür erscheint mir das Buch schon gut seinen Zweck zu erfüllen. Zwischen den einzelnen Kapiteln befinden sich anschauliche Grafiken, Infoboxen und hilfreiche Beziehungsgeflechte, die das Lernen und Zuordnen des Stoffes in der Tat leichter machen können.



Wenn auch der erste Teil des Buches in mancher Hinsicht sehr "trocken" daher kommen mag, es ist nun mal der Stoff der parat sein muss, so ist in meinem Augen der zweite Teil des Buches noch viel hilfreicher. Er scheint mir, begleitend zu den Klausuren in der Vorabizeit, schon gute Dienste zu leisten, da man hier Einblick in das Bewertungssystem bekommt. Hilfreiche Methoden zur Herangehensweise an einen Text mittels Schreibplänen zu den jeweiligen Teilaufgaben können manchen Schüler sicher gut auf die Sprünge helfen und einem möglichen "Blackout" zuvorkommen.
Daran ist für mich zumindest gut zu erkennen, dass sich in den letzten 30 Jahren in puncto Lern- und aber auch Lehrmethoden ordentlich was getan hat und verbessert worden ist!




Fazit: Das Buch aus der Reihe der Konigs Abi-Trainer "Abitur NRW 2016 Prüfungstraining - Deutsch Leistungskurs" aus dem Bange Verlag mag auf den ersten Blick etwas trocken daher kommen und die 16 - 17 jährigen, die im kommenden Jahr ihr Abitur machen, werden mit dem gewählten Stil sicherlich nicht sonderlich angesprochen. Findet man als Schüler dann jedoch den Zugang zum Buch und macht es sich zu Nutze, so ist es sicher in vielen Bereichen bereits weit VOR dem Abitur ein hilfreicher Begleiter für alle anstehenden Klausuren. Aufmerksam durchgearbeitet kann es das Wissen der Unterrichtsstunden im Deutsch Leistungskurs sicher vielfältig bereichern und an vielen Stellen verständlich nahebringen. Auch als Grundlage für Referate kann es sicher hilfreiche Dienste leisten.
Als Rettungsanker kurz vor der Abiprüfung erfordert das Durcharbeiten sicher ein hohes Maß an Disziplin, mag aber dank des zweiten Teils mit den durchaus in meinen Augen recht realistischen Übungsaufgaben zu Klausuren und Abiprüfungen für den einen oder anderen auch die Angst vor der Prüfung nehmen, da mit dem Abiturprüfungspaket die Abiprüfung zweimal simuliert werden kann. Zusätzlich gewährt es Einblick in die Bewertungsmethodik und vermag so dem Schüler hiermit klar die möglichen Defizite vor Augen führen. Hätte es diese Lernhilfen schon zu meiner Zeit gegeben wäre meine Motivation vor dem Abitur eventuell eine andere, bessere gewesen. Aber vermutlich kommt diese Erkenntnis trotz toller Lernhilfen auch heute noch erst in den späteren Jahren;-).

Dennoch für knapp 12 € ist es für Schüler mit einem gewissen Maß an Selbstdisziplin eine lohnende Investition. Einen Punkt (zwei erscheint mir zu viel, 1,5 wäre gerecht) Abzug für die wenig an Jugendliche angepasste Schreibweise.

Gruß Uschi






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